Wien ade

27 Februar 2006

Riga

Zu insgesamt 25igst haben wir uns am Donnerstagabend völlig, aber auch wirklich völlig ahnungslos („Do you know what we can visit in Riga?“ – „I have no idea!!!“ Ich meine ehrlich: Wisst ihr irgendetwas über Riga???) eben dorthin begeben und sind schlussendlich um 23:00 Uhr in unserer Jugendherberge angekommen. Nur schnell T-shirt wechseln und schon haben wir uns aufgemacht um das Nachtleben zu erkunden. Angepeilt wurde eine Disco namens „Nautilus“, die wir auch gefunden haben, aber während wir da so in der Schlange auf den Eintritt gewartet haben, hab ich mir immer mehr gedacht „O.K., ich glaub’, ich will da nicht rein.“ Die Musik war urschlecht und vor dem Eingang sind so 17-jährige Gangsta-Verschnitte rumgelungert, bei denen sogar 50cent blass geworden wäre. In einer Spontanaktion haben Matthias, Markus und ich beschlossen uns abzuseilen und gemütlich auf ein Bier zu gehen.
Eine weise Entscheidung, wie sich später bestätigt hat: wir haben einfach auf der Straße zwei Typen gefragt wo wir am besten hingehen können, sie haben uns ein Lokal namens „Casablanca“ empfohlen, das gleich ums Eck war (obwohl in dieser Stadt eigentlich alles „gleich ums Eck“ ist). Jedenfalls: gute Musik (die alten Klassiker Beatles und Rolling Stones) und billiges Bier. Plötzlich spricht uns ein Typ an „He, leiwand, ihr seids aus Österreich?!“ -> ein Deutscher, der sein Erasmus Semester in Riga macht, Wien liebt und immer FM4 übers Internet hört. Der Oberhammer. Wir sind somit zu einer ganzen Gruppe von Erasmusstudenten dazu gestoßen und in ein anderes Lokal weiter gezogen, das sich „la belle époque“ nennt. Es gehört drei Franzosen, die vor vier Jahren in Riga auf Erasmus waren, hängen geblieben sind und diese Bar aufgemacht haben. Genial, das Ding war winzig, gestopft voll, die Stimmung gut und wir wurden in die lettischen Trinkgepflogenheiten eingeweiht – das Standardgetränk: „Apple Pie“ = ein Stamperl zu ca. 7/8 voll mit Vodka, der Rest wird mit Apfelsaft aufgefüllt (das ist dann so ca. ein ganzer Tropfen), obendrauf kommt Zimt und eine Orangenscheibe. Aus zweierlei Gründen gefährlich: 1. man schmeckt den Alkohol nicht und 2. es kostet nur 0,60€. Jedenfalls bin ich um 6 in der Früh ins Bett gefallen (und konnte übrigens par tout nicht einschlafen. Voll komisch, um 10 bin ich einfach wieder aufgestanden. In dieser Nacht muss ich auch irgendwie mein Handtuch angabaut haben, das war jedenfalls nachher nimmer da). Die anderen haben erzählt, dass es in dieser Disco urschlecht war, und sie nach 5€ Eintritt und einem Bier wieder abgeschlichen sind.

Am Freitag sind wir den ganzen Tag in der Stadt herumgestreunt (man kommt dann ganz automatisch an allen Sehenswürdigkeiten vorbei), ich war sogar in einem „Museum“ drinnen. Die „ “ werde ich im Folgenden erklären: Das ganze hieß „Museum of Foreign Arts“ und befindet sich im rigaer Schloss, ich hab mir halt Bilder von irgendwelchen französischen Künstlern erwartet, oder so. Der erste Raum mit dem Thema Ägypten zeigt einen Plastikabdruck vom Stein von Rosetta, eine Miniaturausgabe der Sphinx und ähnliches. Der zweite Raum: Griechenland - ein in Plastik gegossener David, der Diskuswerfer und Psyche, bei der man sogar die Schweißnaht der Flügel gesehen hat (siehe Detailansicht der Fotos).












In diesem Raum hab ich meinen ersten Lachanfall bekommen. Das war der Wahnsinn. O.K., weiter in den nächsten Saal, das Thema: China und Japan, wo ist da auch der Unterschied, das kann man ja locker mal in einem Raum zusammenfassen. Da hängen dann so knallrote Lampions, wie man sie manchmal gratis beim Chinesen bekommt und in den Vitrinen gabs Reisschüsserln und diese Porzellanlöffel. Mittlerweile hab ich mich am Boden wie ein Wurm vor Lachen gewunden. Ich meine, das ist ein staatliches Museum, die meinen das ernst! Echt also, der Börner. Ach ja, und zum Schluss noch diese Fenster, die einfach völlig unmotiviert im Raum gestanden sind - schaut euch die mal genau an...








Am Abend (übrigens hab ich dann am Nachmittag in der Jugendherberge versucht ein wenig zu mützen – leider völlig erfolglos, konnte wieder nicht wegdöseln) waren wir in einem urgemütlichen Lokal, das Essen war urlecker und (jetzt kommt’s!!!): sie hatten eine Leinwand, auf die die ganze Zeit U2 Videos und Konzerte projiziert wurden – ich war in meinem Element, es war sooo genial! Ach das Konzert damal im Sommer war einfach... wow!!! O.K., ich sehe, ich komme vom Thema ab...
Nachher sind wir in eine Studentenbar gegangen, die uns dieser deutsche Erasmusstudent am Vorabend empfohlen hat. Dort gab’s nämlich ein Konzert und ich muss sagen: die Band war wirklich genial! Ich hab leider keine Ahnung wie sie hieß und wüsste auch nicht wie ich das jemals rausfinden könnte, aber wirklich: spitzenmäßige Mucken! Um 2 bin ich dann abgeschlichen und ins Bett gefallen, ich hab dann wie ein Stein geschlafen und nicht mal gehört, wie die anderen nach Hause gekommen sind.

Am Samstag haben wir mal geschlafen, sind noch ein bisschen im Zentrum herumgewatschelt. Riga selbst ist wirklich süß, mit lauter kleinen Gasserln und Gschäfterln, wunderschönen Häusern und gemütlichen Cafés. Ganz sicher einen Besuch wert! Am späten Nachmittag ist es dann wieder zurück nach Finnland gegangen, was sich interessanterweise wirklich nach „nach Hause kommen“ angefühlt hat!

von marie um 22:54 | 6 Kommentar(e)

6 Kommentar(e):

  • Klingt cool! Aber hat der Deutsche echt "He leiwand" gesagt?
    Also ich glaub "meine Deutschen" hier würden sich schwer tun, das über die Lippen zu bringen ;)

    Von Anonymous Anonym, am 01 März, 2006 22:01  

  • Das wollte ich auch fragen. Aber sonst klingts echt nett. Da scheinst dich ja richtig zum Partytier zu entwickeln. Nicht schlecht

    Von Anonymous Anonym, am 02 März, 2006 02:19  

  • Marüün!
    ich erwarte sehnsüchtigst deine e-mail!!
    übrigens gibt es in Wien eine Börnergasse!
    Küsse

    PS: lieber Mathias, wenn du es nicht schon längst ausprobiert hast, solltest du dringend bei "deinen Deutschen" die Phrasen "das geht sich heute nicht mehr aus" und "(ich bin so müde,)ich muss ein bisschen ausrasten" ausprobieren! nur so, um ein bisschen Verwirrung zu stiften... :)

    Von Anonymous Anonym, am 02 März, 2006 09:55  

  • @ Mathias: Der hat das wirklich so gesagt. Der Typ (ich glaub übrigens, der hieß Martin) hatte den wiener Dialekt besser drauf als ich. Ehrlich, der konnte perfekt wienerisch und hat sich urgefreut mal "zach", "leiwand" und "ur" in einem Satz anzubringen!
    @ Stefan: Ja ja, ich präge hier meine Fortgehqualitäten aus - sie sind mittlerweile schon auf einem ganz brauchbaren Level!
    @ Eve: mail ist schon unterwegs!!!

    Von Blogger marie, am 02 März, 2006 12:52  

  • Scheint ja ein echt netter Trip gewesen zu sein!Was das Museum betrifft- du hast nicht zufällig den Kurator kennengelernt?Oder war der mit der Dekoration eines neuen Chinarestaurants beschäftigt?Find es übrigends gut, daß du dich alkoholmäßig langsam auf die ehemalige Sowjetunion einstellst- kann bei einem Ausflug nach St. Petersburg ganz hilfreich sein...da fließt der Vodka aus den Wasserleitungen... ;)

    Von Anonymous Anonym, am 02 März, 2006 13:43  

  • Also, ich vermisse auf den Fotos irgendwie die Pfeile!!
    Ansonsten bin ich mit dem Bericht sehr zufrieden :) -klingt ja alles wirklich genial!

    Von Anonymous Anonym, am 02 März, 2006 22:27  

Kommentar veröffentlichen